PARASITÄR UNTERWEGS

"Parasitär unterwegs" ist einfach  in der Planung und Ausführung. Kein vorausgehendes  Blablabla mit Galeristen etc., keine Behelfsinformation auf Postkarten, d.h. keinerlei Interpretation in nette Worte gefasst.

Performancekünstler können sich weit seltener präsentieren, als die malende oder zeichnende Zunft. So habe ich entschieden, meine Auftritte als Performancekünstlerin selbst in die Hand zu nehmen. Ich komme einfach, performe einfach, alleine, oder zu zweit, unaufgefordert, ungefragt. Wir nutzen das Licht und die bereits eingeladenen Gäste, die Deko und das vorherrschende Interesse an Kunst der Besucher. Der Effekt eines solchen Auftritts ist unterschiedlich, in der Regel aber positiv. Fast schon zu positiv. Ich hatte ursprünglich mehr Gegenwehr erwartet.

ICH NEHM DIE STRASSE MIT - Württembergischer Kunstverein, Stuttgart - Eröffnung Platino "Flechtwerke und Fliehkräfte". 22. Februar 2013. Fotos: Jonnie Doebele

Ich wurde in meinem Kostüm, das ich versucht habe, so anonym wie möglich zu gestalten, sowohl vom Publikum, wie auch vom  Personal und meinen Bekannten/Freunden übersehen. (D.h. niemand hat genau hingesehen) Fast alle Besucher wendeten automatisch ihre Blicke von mir ab. Einer schaute mir nach. Nur eine einzige, mir fremde Frau fragte mich, ob ich Hilfe benötige.

Ich habe mich in keinem Kostüm je so einsam und verloren gefühlt. Schauen wir eigentlich einfach immer weg, wenn Menschen auftauchen, die nicht ins Konzept passen? Oder ist eine Kunstveranstaltung, oder eine Eröffnung nicht  auch für Menschen gedacht, die am "Rande" unserer Gesellschaft leben? Natürlich können wir einfach so tun, als gäbe es diese Menschen gar nicht. Notfalls schauen wir einfach weg. Dann gibt es sie nicht mehr. Ganz easy!

KOMMENTAR - bei der Eröffnung der Ausstellung "Gürtellinie Erotisches (Fotografien, Videos)" - Peter Franck, G.A.W., Klaus Mellenthin,  Yves Noir, Jürgen Palmer - Schacher- Raum für Kunst. 16.11.2013. Foto: Rüdiger Scheiffele

 

Bei dieser Ausstellungseröffnung waren nur Arbeiten von Männern vertreten. Das hat mich geärgert. Ich habe mir einen Büstenhalter von meiner Mutter ausgeliehen und ausgestopft. So hab ich mich als Frau zu dem eigentlichen Thema: "die Frau von Männern gesehen", realiter eingeordet und war erstaunt, wie unsicher und hilflos viele männlichen Ausstellungsbesucher reagierten. Das "Bild der Frau" ist  immer annehmbar und wohl auch eine Art Amüsement für das männliche Publikum. Erscheint eine Überhöhung dieses Bildes in der Realität, dann geraten männliche Zuschauer ins Wanken. Hab mich nur gefragt, warum? Was macht sie so unsicher, wenn eine großbusige Frau auftaucht, wo doch die ausgestellten Bilder genügend Busen zeigen?

Parasitär unterwegs mit Hanni&Nani

Eröffnung der BFF-Ausstellung "Nacht der Bilder" im Haus der Wirtschaft. Stuttgart. 9. Juni 2011. Foto Julia Döbele

Ausstellungseröffnung "Kunst ist eine Wissenschaft", Kunstmuseum Stuttgart, 24. Juni 2011. Foto Stefan Köperl

Eröffnung der Ausstellung "Back from Budapest", Kulturinstitut der Republik Ungarn (UKI). 1. Juli 2011.Foto: Thomas Lilli

 

Ausstellungseröffnung "Die Chronologie der Teresa Burga", Württembergischer Kunstverein. 29. September 2011. Foto Jonnie Döbele

Ausstellungseröffnung "Dezemberschau #2". Amrei Heyne Gallery + Fine Art Consulting. 17. November 2011. Beratung: Dr. med Ursl Enderle und Mario Panke. Brillen: Kästner. Foto: Jonnie Döbele